Der Frühling ist da! – Auch für den Rasenkantenscherenästheten

Der Rasenkantenscherenästhet

Wenn er aus seiner Haustür tritt, erblickt er das totale Chaos. Er unterdrückt den kaum zu bändigenden Drang zurück ins Haus zu rennen und den Trimmer aus der rechten Schublade unter dem Herd zu holen, der sämtliches Unkraut auf zwei Millimeter kürzt. Er seufzt und macht den ersten Schritt die Treppe herunter. Sofort tritt er auf ein knirschendes Blatt, dessen Brüder er am Tag zuvor sorgfältig gestapelt in die Biokomposttonne gelegt hat. Das Geräusch lässt ihn schaudern. Ganz langsam stellt er seinen Aktenkoffer bei Seite, hebt das Blatt auf und legt es in sein extra dafür angelegtes Glättungsbuch, damit er es heute Nachmittag auf den Stapel in die Komposttonne legen kann. Er geht die Treppe bis ganz nach unten, dreht sich um und blickt auf die Hecke, die seinen Vorgarten begrenzt. Einzelne Blätter stehen aus der sonst so perfekten Ebene heraus, die er wieder herein steckt oder, wenn sie Makel haben, mit der praktischen mini Gartenschere, die er in der Innentasche seines Mantels hat, abschneidet. Danach kann er zur Bushaltestelle gehen um dort den Efeu vom Dach zu ziehen und die Rückstände mit einer kleinen Bürste aus der Hosentasche zu entfernen. Ist die erledigt, fährt er zur Arbeit.

Kommt er pünktlich um 15:10 Uhr nach Hause, sieht er sich zuerst die Hecke an, nimmt dann einzeln alle Blätter von Treppe und Veranda, holt den Trimmer aus der Schublade und macht sich an den Rasen. Jeden Tag.


(Friederike Ewert, Deutsch-LK, Q2)

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