Nahost-Workshop: Israeli und Palästinenser zu Gast an der RKS

Beide sind im Brennpunkt des Nah-Ost-Konflikts in verfeindeten Staaten groß geworden und engagieren sich vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Erfahrungen dafür, gewaltfreie Lösungen für gewaltvolle Konflikte zu suchen. Sie haben gemeinsam einen Workshop für Jugendliche konzipiert, den sie in dieser Form erstmals in Deutschland durchführten.

Durch den persönlichen Kontakt und mit Hilfe interaktiver und kreativer Methoden bot der Workshop Schülerinnen und Schülern der Oberstufe die Chance, einen authentischen, persönlichen Zugang zum Nahost-Konflikt zu finden. Neben der Vermittlung von Informationen über den Israel-Palästina-Konflikt und der eigenen biographischen Entwicklung Ben Yegers und Osama Zatars ging es in dem Workshop vor allem auch um das Erforschen der eigenen, persönlichen Haltung der Teilnehmenden. Es wurden Konflikte, Machtdynamiken, Gewalt/Gewaltfreiheit, Unterdrückung und Aktivismus anhand verschiedener interaktiver und kreativer Techniken erkundet, um den Schülerinnen und Schülern eindrücklich die vielschichtige Beziehung zwischen inneren und äußeren Konflikt zu vermitteln.
Besonders eindrucksvoll war dabei die äußerst authentische, biographische Zugangsweise, die alle Beteiligten in ihren Bann zog.

Ben Yeger

Ben Yeger kämpfte von 1983-1986 (1. Libanon Krieg) auf Seiten Israels. Anschließend ging er zurück in sein Geburtsland England und gab sich selbst das Versprechen, niemals wieder in einer Armee zu dienen. Seit 25 Jahren arbeitet Ben mit Menschen verschiedenen Alters und unterschiedlichem Hintergrund.

Osama Zatar

Osama Zatar wurde 1980 im besetzten Palästina geboren. Grenzen, Militärkontrollpunkte und das Gefühl des Eingesperrtseins haben sein Leben geprägt und wurden zum zentralen Thema seiner künstlerischen Tätigkeit. Die politischen Konsequenzen seiner Ehe mit einer Israelin haben dazu geführt, dass das Paar in Wien lebt.


Ein Israeli und ein Palästinenser wie es gelingen kann, Feindbilder zu überwinden

Workshop zum Nahost-Konflikt ein Bericht von Assia Bo (Q3)

"Wir wollen eine neue Geschichte beginnen, in der wir keine Feinde, sondern Freunde sind2, mit diesen Worten eröffneten der Israeli Ben Yelger und der Palästinenser Osama Zatarihren Workshopam 16. November 2015 an der Rudolf-Koch-Schule. In diesem Workshop mit dem Titel  "Konflikttransformation" nahmen drei  PoWi-Grund- und Leistungskurse teil.

Zunächst erläuterten Ben Yelger und Osama Zatar ihren Ansatz, der rassistische und diskriminierende Haltungen  ablehnt.

Anschließend wurden wir aufgefordert, unsere Fragen oder Aussagen zum Nahost-Konflikt zu formulieren, wobei die Referenten betonten, dass die Meinung jedes Einzelnen toleriert würde. So entstand von Beginn an  eine angenehme Atmosphäre. Gefragt wurde unter anderem: "Wie stehen Sie beide zu den Ursachen des Konflikts?" "Wie könnten Lösungen aussehen?" "Hat der Konflikt irgendetwas mit  Religion zu tun?"

Anders als erwartet, wandten wir uns nicht der Erarbeitung des Konfliktes auf der Ebene der Fakten zu, sondern wurden aufgefordert, Begriffe zu nennen, die damit in Verbindung gebracht werden: Hass, Feindschaft, Grenze, Opfer, Trauer und vieles andere warfen wir SchülerInnen in den Raum; Ben fing es auf und hielt es an der Tafel fest.

Danach bekamen wir die Aufgabe,  die genannten Begriffe künstlerisch-ästhetisch wie im Darstellenden Spiel  umzusetzen, indem wir Trauer etc. in Standbildern ausdrücken.

Wir versuchten, uns in die Gefühle hineinzuversetzen. Das war nicht einfach, aber  intensiv und machte auch Spaß. Jede der Improvisationsübungen zeigte mir, wie selbstverständlich bestimmte Werte (z.B. Freiheit) für mich sind, wie sicher, zufrieden ich sein kann angesichts der internationalen Situation. Vieles, was mir selbstverständlich erscheint, bleibt im Leben vieler anderer eine unerfüllte Sehnsucht. Es war nicht zu übersehen, wie schwer es war, bestimmte Emotionen, denen ich gelegentlich ausgesetzt bin, im Zusammenhang mit dem Krieg darzustellen.

Im zweiten Abschnitt des Workshops fand eine Diskussionsrunde statt. Aber zuvor erzählten Ben und Osama ihre Geschichten. Es war atemberaubend zu erfahren, wie jemand, der als Kind nach Israel einwandert und mit dem Feindbild des Palästinensers aufwächst, durch persönliche Erfahrungen während des Militärdienstes dazu gelangt, sich von der Politik seines Landes zu distanzieren und zu einem Friedensaktivisten zu werden. Ben Yeger  ist inzwischen ein europäischer Repräsentant der israelisch-palästinensischen Friedensorganisation "Combatants for peace" und lebt in Großbritannien.  

Der Künstler Osama Zatar verliebte sich in eine Israelin. Als israelisch-palästinensisches Paar hatten sie keine Chance da zusammenzuleben, wo sie wollten. Die israelische Gesetzgebung schreibt ganz genau vor, dass eine Israelin in palästinensischen Gebieten nicht geschützt wäre z.B. in Ramallah. Osama hatte aber auch noch andere negative Erfahrungen in den besetzten Gebieten: von ihm als Palästinenser wurde von Hamas erwartet, dass er reflexartig alle Reaktionen guthieße. Kritik war auch von  dieser Seite nicht erwünscht.

Es war mucksmäuschenstill, als wir die Biographien hörten.

Natürlich ist es nicht möglich, einfache Lösungen zu finden. Aber wir Schüler waren uns einig, dass sie nicht militärisch gesucht werden dürfen der Jahrzehnte andauernde Konflikt spricht Bände. Die Rechte der Palästinenser und ihre Lebenssituation müssen in den Fokus der Politik rücken. Der bedrängenden Siedlungspolitik der Israelis muss Einhalt geboten werden. Israelis sollen auch in Sicherheit und Frieden leben. Dafür sind viele Schritte zu gehen.

Einfach wird es nicht.

Durch das Kennenlernen von Ben und Osama und ihre persönliche Sicht als Betroffene haben wir den Nahost-Konflikt  auf besondere Weise durchleuchtet.


Inhalte von externen Anbietern

Diese Webseite bindet Inhalte von Drittanbietern ein.